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Powermetal.de Webzine 06.06.08

Endoras - Blood On The Horizon

Ein Klischee über unsere schweizerischen Nachbarn besagt ja, dass sie nicht gerade die schnellsten sein sollen. Schaut man sich die Bandgeschichte von ENDORAS an, könnte das auf den ersten Blick auch zutreffen. Immerhin sind seit der Gründung bis zur ersten Veröffentlichung, fast zehn Jahre vergangen. Doch zu ihrer Verteidigung sei gesagt, dass es mehr an widrigen Umständen lag, als an einer langsamen Arbeitsweise. Doch es ist endlich vollbracht und sie halten ihre erste Demo-CD in den Händen.

Musikalisch haben sich die Eidgenossen dem Fantasy Metal verschrieben, wobei sie aber auch durch die Gefilde des klassischen Heavy Metals und des Epic Metals schreiten. Damit wird die Sache recht durchwachsen. Problematisch am Gesamtwerk ist, dass es inhaltlich mal wieder um vergangenes Heldentum und glorreiche Schlachten geht, das mit den typischen Klängen umgesetzt wird. Diese Thematik ist für viele ziemlich ausgekaut und es bedarf schon sehr viel Kreativität, um hier noch glanzvolle Akzente setzen zu können. ENDORAS gelingt das ansatzweise und das ist die gute Nachricht, zumal sie mit sehr abwechslungsreich gestalteten Songs aufwarten können. Das Wechselspiel in den Stücken zwischen ruhigen, melancholischen Passagen zu schnellen, treibenden Gitarreneinlagen ist wunderbar gestaltet und wohl dosiert eingesetzt. Diese Vielfalt wird beim Gesang beibehalten, der von klaren Vocals bis zu einem leichten, bösen Schreigesang alles beinhaltet. Leicht deswegen, da er stellenweise noch aggressiver sein könnte, um die Theatralik besser zu verstärken. Aber insgesamt passt er einwandfrei ins Soundbild und der Inhalt wird gut interpretiert. Natürlich wird auf bombastisch zugeladene Songs mit viel Keyboardklängen und Lobgesängen nicht verzichtet, bei denen arg in den Schmalztopf geschaut wurde. Doch diese Momente dominieren nicht das Geschehen auf der Platte. Fast immer haben sie gerade die Kurve gekriegt - wenn es zu nervig wird, geht es mit einem entspannteren Sound weiter. Damit kann man diese Entgleisungen, im Vergleich zum Gesamtwerk, mit einem Lächeln verzeihen. Und sind wir doch mal ehrlich, wenn es gänzlich fehlen würde, wäre es auch wieder langweilig und der Kritikschreiber hätte nichts zu meckern!

Unter dem Aspekt, dass es sich um eine Demo-CD handelt, die in Eigenregie produziert wurde, kann über die etwas dumpfe Soundqualität mit gutem Gewissen hinweg gesehen werden. Dafür gibt es ein schickes Booklet, das auch optisch den Inhalt der Platte verkörpert. Auf der Homepage können einige Stücke angehört werden und wer sich für die CD interessiert, kann sie direkt bei den Jungs bestellen. Gegenwärtig arbeiten sie an neuem Material für ein Album, wobei dieses Demo-Werk schon den Charakter eines Longplayers hat und ein solider Grundstein für die Zukunft sein sollte. Ihre große Stärke liegt in der abwechslungsreichen Songgestaltung und wenn hier und da noch etwas weniger Bombast und Schmalz verwendet wird, dürfte die Zukunft gar nicht so schlecht aussehen.

Anspieltipps: Where Eagles Dare, Princess of the Dawn

Swen Reuter [ 6.6.2008]