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Evilized Webzine 17.09.07

Endoras - Blood On The Horizon

Es ist immer ziemlich schwierig, wenn man ein Album von einer befreundeten Band zur Rezension erhält. Einerseits will man das Teil natürlich nicht verreissen und so den Ärger der Kollegen auf sich ziehen, andererseits will man sie auch nicht in den Himmel loben weil es sonst heisst, man sei voreingenommen.

Im Falle von Endoras werde ich glücklicherweise schon aus rein musikalischer Sicht von einem Verriss befreit und kann die Jungs auch ohne Vitamin B zu „Blood On The Horizon“ beglückwünschen. Und falls mir einer Vetternwirtschaft vorwerfen will, dann soll er sich einfach mal „Blood On The Horizon“ anhören und die Musik für sich sprechen lassen.

Hey Mischa, du kannst ja wirklich richtig gut singen. Hut ab, hätte ich dir nicht zugetraut ;o)
Aber wir wollen ja nicht zu persönlich werden. Als mir Mischa vor ein paar Wochen von seiner Band erzählte und dabei erwähnte, dass sie Melodic Power Metal spielen und so ein wenig Rhapsody-Einflüsse verarbeiten, hielten sich meine Erwartungen doch in Grenzen, gibt es doch solche Bands mittlerweile wie Sand am Meer. Schon nach dem ersten Durchlauf kann ich aber nur eins sagen: Mischa, lass in Zukunft die Rhapsody-Vergleiche weg. Endoras spielen astreinen Epic-Metal, welcher mich mitunter ein wenig an die Landsmänner von Excelsis (ohne deren Mittelalteranteil) erinnert. Auch Fans von Epic-Truppen à la Battleroar oder ganz alten Manowar dürften an Endoras mächtig gefallen finden.

Klar hört man „Blood On The Horizon“ an, dass es sich hier um ein Debut handelt. Dennoch klingt die Scheibe schon recht ausgereift und die Jungs beweisen eine Menge Ideenreichtum.

So wie die Songs ineinander übergehen, nehme ich mal an, dass es sich hierbei um ein Konzeptalbum handelt und dementsprechend sollte man die Scheibe auch am Stück anhören. Die Songs bewegen sich meist über der Fünfminuten-Grenze, wirken aber nie zu lang, da grosser Wert auf Abwechslung gelegt wird. Das fängt schon beim Gesang an, wo sich böses Gekeife mit kitschfreiem Cleangesang abwechselt, ohne auch nur im Geringsten in die Hypecore-Schublade abzudriften. Wie gesagt, trotz Wechselgesang reden wir hier immer noch von Epic-Metal.

So geht man phasenweise recht heftig zur Sache, streut aber immer wieder ruhigere Parts ein, wie eben eine Fantasygeschichte, welche ruhige Momente genauso zu bieten hat wie wüste und laute Schlachten. Vor allem die Gitarren können hier Akzente setzen und bestechen immer wieder mit traumhaften Melodien („The Farewell Stone“, „Once in a Lifetime“). Gerade „The Farewell Stone“ zählt zu meinen Favoriten auf dem Album. Hier werden die ganzen Stärken gebündelt. Melancholische Gitarrenharmonien wechseln sich mit treibenden Momenten, epischen Chören und einem gesprochenen Part, wie man das bei Manowar mittlerweile hasst, hier jedoch perfekt ins Konzept passt, weil es eben nicht übertrieben wird. Kurz gesagt: Ein richtiges Schlachtenepos.

Die aussergewöhnlichste und wohl auch gewöhnungsbedürftigste Nummer hört auf den Titel „Black Jack Inn“ und wie der Titel schon erahnen lässt, scheint sich diese Nummer ums Trinken zu drehen, was man wohl beim Einspielen ebenfalls mächtig zelebriert hat ;o). So erinnert der Song am Anfang an ein ruhiges Seemannslied, wechselt dann in die bekannte Epicmetal-Ecke, bevor man plötzlich ein witziges Trinkerlied daraus macht. Ballermann auf Epic sozusagen (Mischa, hast du österreichisches Blut in dir?). Mancher wird diese Nummer hassen und peinlich finden. Ich finde sie ausserordentlich gelungen und witzig und bin sicher, dass hier live eine Menge abgeht zudem ich annehme, dass das Ganze sicher im Kontext zum textlichen Konzept steht.

Aber genug des Lobes, auch ein wenig Kritik darf angebracht sein. So sind mir die Keyboards im Opener (das Intro jetzt nicht gezählt) „Where Eagles Dare“ viel zu dominant. Zwar zeigen gerade die Keys auch bei den restlichen Songs eine gewisse Dominanz, jedoch wirkt es hier irgendwie ein wenig störend. Und der Titeltrack kommt im Refrain ein wenig zu Helloween-mässig daher. Abstriche muss man auch bei der Produktion machen, wobei man hier ein Auge zudrücken muss, da es sich schliesslich um eine Eigenproduktion handelt.

Also, Kollegschaft hin, Vitamin B her, diese Scheibe ist einfach geil und ich kann nur jedem Epic-Metal-Freak empfehlen, sich auf der Bandseite einzuklinken und das Teil zu ordern oder sich auf Myspace mal ein paar Hörproben reinzuziehen.

Tracklist:
01. Ouverture
02. Where Eagles dare
03. Blood on the Horizon
04. The Farewell Stone
05. Princess of the Dawn
06. By the Firelight
07. Once in a Lifetime
08. Black Jack Inn
09. The Dawn of History

Bewertung: 77 %
VÖ: 01.09.2007

Geschrieben von Andreas Weber
Montag, 17. September 2007